Hamburg
Di. 12.06.2012, 20:00
Vortrag
Ulrike Jureit: Eine Art historischer Phantomschmerz. Konzepte territorialer Ordnung in der Zwischenkriegszeit
Hamburger Institut für Sozialforschung
Mittelweg 36
Hamburg
Hamburg
Beschreibung:
Fünfter und letzter Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Zwischenkriegszeit. Neue Perspektiven auf europäische Gesellschaften 1918 bis 1939“
Die Delegitimierung der eigenen Territorialkonzepte gehörte zu den Schlüsselerlebnissen einer sich in den 1920er Jahren formierenden Deutschtumsforschung. Nachdem nicht nur der Krieg, sondern auch der Frieden verloren war, standen Politiker und Wissenschaftler vor der Herausforderung, belastbare Konzepte der territorialen Verfasstheit zu entwickeln. Unter dem Schlagwort "Deutscher Raum" versammelten sich Theorien, Konzepte und Ideen, die verschiedene Szenarien jenseits der seit 1919 international festgelegten Grenzen propagierten. Der politische Raumdiskurs der Weimarer Republik unterschied sich dadurch eklatant vom imperialen Getöse des Kaiserreiches, da sich "Raum" nun zu einer existentiellen Größe radikalisierte. Dabei korrespondierten die Gebietsverluste seit 1919 mit latenten Verdichtungserfahrungen und beförderten ein klaustrophobischen Lebensgefühl, das für diesen Zeitraum symptomatisch wurde. In zahlreichen Gesellschaftsbereichen transformierte sich ein existentielles Bedrohungsgefühl in einen ideologisierten Affekt, der sich schließlich mit der Formel "Volk ohne Raum" zu einer Art historischem Phantomschmerz steigerte.
Dr. Ulrike Jureit, Historikerin
Gastwissenschaftlerin der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur im Hamburger Institut für Sozialforschung
Moderation: Dr. Tim B. Müller, Historiker
Wissenschaftler im Arbeitsbereich "Theorie und Geschichte der Gewalt" des Hamburger Instituts für Sozialforschung
| Kategorie | Wissenschaft |
| Veranstalter | Hamburger Institut für Sozialforschung |
| Teilnehmerbeitrag | Kostenfrei |
| Weitere Informationen |
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